Guten Morgen liebe Interessierte,
hier eine Zusammenfassung was Tante Woo ist und für was der Verein Künstlerhilfe e.V. steht.
Wer ist Tante Woo ?
Seit diesem Jahr ist Tante Woo nicht mehr wegzudenken und vor allem wegzuhören aus Hamburg. Man sieht Sie in nächtlichen Clubs, auf Konzerten, in Galerien und verschiedenen anderen Orten mit Ihrer unverkennbaren grandiosen Stimme auftreten.
Doch wer ist Tante Woo ?. Und für was steht der von Ihr ins Leben gerufene Verein Künstlerhilfe e.V.?
Wir durften hinter die laute und schillernde Figur Tante Woo blicken und uns mit einem interessanten und sehr ernsten Thema befassen.
Tante Woo, du bist noch nicht lange Wahl Hamburger . Was hat dich in diese Stadt verschlagen ?
Der Entschluss nach Hamburg zu ziehen, viel im Jahre 2012, nach Ausbruch meiner Bi-polaren Störung und einem längeren Klinikaufenthalt als auch der Job Verlust nach 14 Jahren als Leiter der Opernabteilung und des künstlerischen Betriebsbüros am Festspielhaus Baden-Baden.
Von Haus aus habe ich mehrere Berufe erlernt. Doch durch Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten und meiner Schauspiel als auch klassischen Gesangsausbildung habe ich immer in Jobs gearbeitet, die beides vereinbarten : Kunst und Management.
Bevor ich zum Festspielhaus nach Baden-Baden ging und noch in München lebte, war ich Mitglied des Extra Chores und free Lance Sänger für Chor an der Bayrischen Staatsoper für fast 10 Jahre.
2011 brach dann diese Krankheit durch verschiedene Faktoren, die alle auf einmal auf mich einstürzten aus und ich musste erst einmal ein Jahr pausieren. Anfang 2012 bekam ich dann das Angebot, bei der Hapag Lloyd Hamburg in der künstlerischen Leitung für die Kreuzfahrtschiffe Europa und Europa 2 zu arbeiten.
Leider war das wohl zu früh, denn ich wurde auf einer Kreuzfahrt , die ich betreute wieder schwer depressiv und die Geschäftsleitung und Kollegen, haben offen intern zu verstehen gegeben, das Sie mit solch einer Erkrankung nicht umgehen können und wollen und ich nicht mehr Leistungsfähig erschien. Daher hat man mich in der Probezeit gekündigt und zwar ohne Vorankündigung , am letzt möglichen Tag.
Damit stand ich nun wieder vor allen Trümmern und vor allem hoch manisch als auch depressiv.
Medikamente zu finden, die man verträgt und die einen den Alltag irgendwie bewältigen lassen , waren auch schwer zu finden und jede Umstellung auf ein neues Präparat war mit unglaublichen Schwankungen verbunden. Alles in allem eine schlimme Zeit.
Es wurde für mich immer klarer , das ich wahrscheinlich EU Rente beantragen musste, was ich aufgrund von 26 Jahren Berufstätigkeit in einem sozialversicherten Job dann auch getan habe.
Mit damals 45 Jahren in Rente zu gehen war kein einfacher Schritt, zumal dieser Schritt in meiner Lebensplanung nie vorkam. Aber mir blieb nichts anderes übrig. Man darf bei dieser Krankheit nie den Suizidgedanken vergessen, den ich auch bis heute immer wieder habe. Denn das Leben mit dieser Krankheit ist in langen Phasen die Hölle.
Als die Rente wie durch ein Wunder durchging, war ich erst einmal sehr froh darüber, mir wenigstens keine finanziellen Gedanken machen zu müssen. Dennoch bleibt immer die Angst vor einer Überprüfung und dem ausgeliefert sein von Gutachtern, und das ist meine Erfahrung, die sehr unterschiedlich psychische Krankheiten bewerten.
2013 saß ich nun zu Hause, völlig isoliert aber finanziell abgesichert. Nur das kann es ja nicht sein mit Mitte 40.
Diese Krankheit hat durchaus auch Phasen, wo man einigermaßen normal funktioniert. Und jeder Mensch braucht eine Selbstbestätigung von außen. Es langt nicht , wenn einem Bücher sagen, du bist richtig und vor allem du kannst noch was leisten.
Da ich schon immer Theater gespielt habe und mich dieses Genre Verkleidung und Drag Queen , wie man heute sagt, interessiert hat, begann ich mich mit diesem Thema intensiver zu beschäftigen. Ich hatte das Gefühl ich hab mal wieder eine Aufgabe.
Aber Theater spielen geht natürlich auch nur vor Publikum.
Ich habe in Hamburg eine Kneipe gefunden, wo mir der Besitzer ermöglicht hat, mal vor Publikum aus jux und dollerei zu spielen. Das habe ich gemacht und damit begann es.
Nach intensivem Nachdenken über die Figur und dem Sinn dieser Figur habe ich dann durch mein Wissen in Dramaturgie und Stückentwicklung Tante Woo entwickelt. Sie hat eine eigene Lebensgeschichte , die aber auch biographisches von Andreas Schmidt enthält.
Sie ist eine alte Opernsängerin, aussortiert, gemobbt und musste Ihre Weltkarriere von heute auf morgen liegen lassen. Sie musste Amerika verlassen und wieder nach Deutschland zurückkehren und dort von vorne anfangen. Da Sie mittellos ist , lebt Sie in einer Art WG mit Ihrer Freundin Hannelore , Ihrer Hausnutte Svetlana und Ihrem Analdildo Freddy in der Pornoreihe 17 in Hamburg und schlägt sich mit Ihrer Sachbearbeiterin Frl. Schneider vom Arbeitsamt rum, die Ihr Jobs verschafft für die Tante Woo eigentlich unterfordert oder überfordert ist. Also , Sie wird nicht von der Gesellschaft mit Ihrem Job und Ihrer Lebensleistung akzeptiert. Mittlerweile macht Sie eine Zusatzausbildung zur manisch-depressiven Drag Queen um sich mit diesem Wissen, noch weiter zu blamieren , aber vielleicht einen Bonus als behindert bekommt. ( So wie es in der realen Welt ja auch leider ist )
Irgendwie sind dann die richtigen Menschen auf mich aufmerksam geworden. Und da ich diese Geschichten mit Songs aus Musical und Oper verbinde und live singe, wurde die Nachfrage mehr.
Und dann habe ich in meinem Bühnenpartner Roman Grübner ( auf der Bühne Roman Who? ) eine Kombination, die es im Moment in der Travestie oder Comedy nicht gibt. Wir sind wie ein altes Ehepaar , aber optisch völlig verschieden. Er der junge schöne Mann, ich die völlig überzeichnete alte Diva. Und da wir beide Operngesang studiert haben, kommt da auch ordentlich was raus.
Wir scheinen zu gefallen.
Im Mai hast du den Verein Künstlerhilfe e.V. ins Leben gerufen, was war hierfür dein Ansporn?
Wenn man die Rente durch bekommen hat und wie ich auch privat vorgesorgt hat, dann kann man eigentlich sagen : So , ich werde jetzt einfach alt. Ich muss nichts mehr machen, lebe vor mich hin und muss mich nicht mehr aktiv an der Gesellschaft beteiligen.
Was das ganze System nicht berücksichtigt sind die Faktoren, das die Mehrheit der psychisch erkrankten Frührentner , das soziale Netz und die Integration benötigt, eine Aufgabe benötigt und weitere psychotherapeutische Hilfe benötigt.
Aber das muss alles aus Eigeninitiative passieren. Das ist für viele Menschen gar nicht möglich mit dieser Krankheit.
Auch ich befinde mich seit 3 Jahren in Abständen von zwei Wochen in Therapeutischer Behandlung, weil es wichtig ist für mich zu reflektieren und ich durch die Bi-Polarität jeden Tag ein Theaterstück spiele und Hilfe von außen haben muss, sonst drehe ich durch.
Nur Therapie in Deutschland ist eine Katastrophe. Erstens findet man kaum einen Platz, zweitens dauert eine Therapiestunde 45 Minuten und meistens findet das nur einmal die Woche statt. 45 Minuten ! Da hat man sich nicht mal warmgequatscht. Das ist völlig daneben.
Und wenn man Rentner ist, so wie in meinem Falle, will die Krankenkasse gar nichts weiter unternehmen, weil lieber die Menschen die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, gesund bleiben sollen.
Und das allerschlimmste Problem ist, das man, wenn man unbefristet berentet ist, als Künstler keine Möglichkeit mehr hat, auf die Bühne zu gehen.
Selbst ein Ehrenamt muss genau geprüft werden und ein Künstler lebt eben nun mal vom Publikum, weil er ein Produkt der Unterhaltung bietet.
Ich bin doch wegen meiner psychischen Erkrankung nicht tot. Ich bin nur eingeschränkt leistungsfähig und habe doch immer noch was zu sagen, oder aber auch zu zeigen. Das war mein Job. Das habe ich gelernt. Und die Selbstbestätigung von außen, ist bei einem Künstler nun mal der Applaus oder die Diskussion, die er mit seiner Arbeit anstößt.
Ich habe mir lange Gedanken gemacht und da ich die Rente nicht riskieren kann, habe ich den Gedanken mit dem Verein entwickelt, der im Mai 2016 nun gegründet wurde.
Der Verein heißt Künstlerhilfe e.V. , Verein zur Förderung psychisch kranker Künstler.
Um Spenden zu sammeln, gebe ich mit meinem Bühnenpartner ehrenamtlich Konzerte im Jahr und um auf dieses wichtige Thema aufmerksam zu machen und gegen die Stigmatisierung zu kämpfen.
Ich versuche mir eine sinnvolle Aufgabe zu geben, die mein streng geplanter Tagesablauf fast gar nicht hergibt, weil ich schnell müde und erschöpft bin , oder gar keinen Antrieb habe.
Was ist sind die Ziele des Vereins?
Er realisiert, das Künstler, die vielleicht in Rente sind, durch das Ehrenamt hin und wieder in der Lage sind, auf die Bühne zu gehen und ein paar Glücksmomente zu erleben.
Der Verein ist aber auch mildtätig tätig. Das heißt, das der Verein mit den gesammelten Spenden bei Mitgliedern die nachweisbar Künstler sind oder waren und eine psychische eindeutige Diagnose vorweisen können, vom Verein gefördert werden können. Das heißt : Übernahme von Teilen der selbst finanzierten Therapiekosten, die Reparatur eines Instrumentes, ein Kühlschrank…oder , oder.
Ebenso ist es ein wichtiges Ziel, ein Therapie Zentrum für Intensivtherapie zu eröffnen, um schnell therapeutische Hilfe zu leisten, ohne 2 Jahre auf einen Platz zu warten oder Hilfe bei Amtsgängen zu leisten, was in einer depressiven Phase oder manischen Phase für Menschen gar nicht zu leisten ist.
Der Verein möchte teilweise mit Heilpraktikern für Psychotherapie arbeiten und mit Psychologen, die schnell Hilfe leisten können.
Im Oktober gab es den öffentlichen Auftakt mit einer Benefizgala und vielen Unterstützern aus der Künstlerszene, wie geht es jetzt mit dem Verein weiter?
Am 27.10.16 fand nun das erste Benefizkonzert für den Verein Künstlerhilfe e.V. in Hamburg im Kukuun auf der Reeperbahn statt.
Durch mein früheres Leben, habe ich immer noch viele Kontakte zu namenhaften Künstlern, die dieses Projekt unterstützen und auch gerne bei einer solchen Benefizgala auftreten.
Die Resonanz war ergreifend. Da der Verein ja noch sehr jung ist, er noch nicht über die finanziellen Mittel verfügt um groß Werbung mit Plakaten zu machen, war dies nur auf Facebook veröffentlicht. Also Mund zu Mund Propaganda.
Das Konzert war voll. Und Uli Pforr, der bekannte Hamburger Pop Art Maler, hatte zwei Bilder extra für diesen Abend gemalt, die versteigert wurden.
Tante Woo ist Schirmherrin des Vereins und ich gehe auch innerhalb dieser Figur ganz offen mit meiner Krankheit um und erfahre sehr viel Wertschätzung, zumindest aus den Künstlerkreisen.
Allerdings machen viele Künstler auch gerne einen Bogen, wenn Sie gefragt werden, weil Sie denken, dann vermutet man bei Ihnen eine psychische Krankheit. Das ist natürlich quatsch. Aber bei HIV war das früher auch so. Wenn es dort eine Gala gab, dachten Menschen auch, da müssen jetzt nur HIV positive auf der Bühne stehen.
Es gibt als viel zu tun hier Resitiments abzubauen.
Nun konzentriert sich der Verein auf die Suche nach Unterstützern, Sponsoren, Förder- und Mitglieder um weiter wachsen zu können und Mittel für Förderung und Ausrichtung weiterer Konzerte zur Verfügung zu haben.
Das nächste Benefizkonzert ist in Planung.